Bericht des 22. Arbeitstreffens der FHG

an der HfM Dresden und dem Landesgymnasium am 3./4. Mai 2024

Bericht: Holger Best

Auf Einladung von Prof. Robert Rabenalt und seinen Kolleginnen und Kollegen fand das jährliche Arbeitstreffen der FHG in Dresden statt, und zwar an zwei verschiedenen Orten: dem Landesmusikgymnasium (Fr) und der Hochschule für Musik (Sa). Dies war der Tatsache geschuldet, dass mancher Unterricht am Gymnasium von Hochschulkräften erteilt wird, die dies explizit im Deputat haben.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer um 14 Uhr durch die Sprecherin Christine Klein und die Kollegen Michael Jakumeit und Robert Rabenalt von der HfM erläuterte der Fachleiter Musik des Landesgymnasiums, Uwe Witzel, dessen Aufbau und Struktur. Im Anschluss gab es unter dem Titel „Vorhochschulische Ausbildung“ vier Unterrichtsdemonstrationen:

  • Wolfgang Skill: Solmisation in der Chorarbeit (Klassen 5/6 + 7/8)
  • Johannes Korndörfer: Partimentospiel mit Instrumenten (Klasse 11)
  • Rebekka Albrecht: Musiklehre und Gehörbildung (Klasse 7)
  • Johannes Korndörfer: Kanon-Improvisation (Klasse 10 II)

Dem schloss sich ein Diskussionsblock an, den Chr. Klein und Rob. Rabenalt moderierten.

Nach einer Kaffeepause unterhielt uns im doppelten Wortsinne Michael Hiemke mit sehr lebendigen und anschaulichen Berichten aus seiner Unterrichtspraxis im Gymnasium Landschulheim Marquartstein im Chiemgau: „Solmisation und musikalisches Lernen“ war der Titel, und sehr plausibel war, wie er mit ihrer Hilfe die sehr divergenten und heterogenen Klassen 'auf dem Land' zusammen bringen konnte!

Nach einer weiteren der Pausen – die übrigens immens wichtig sind, weil sich vor der Tür oft interessanteste Gespräche entspinnen! – gab es zwei Impulsreferate: „Wie hören Kinder eine Tonleiter?“ (Lutz Felbick) und: „Behindern Aufnahmeprüfungen guten Gehörbildungsunterricht?“ (Rebekka Albrecht). Während der erste Vortrag jedem Pädagogen für Streichinstrumente intim vertraut ist, hielt der zweite überraschende Einsichten und Gedanken bereit – wie der Titel nicht ohne ironische Spitze auch hat vermuten lassen. Vor dem Abendessen gab es unter der Rubrik „offene Gehörbildung“ noch zwei Vorträge: „Stufenharmonische Akkordbestimmung in der Popularmusik“ (Viktor Filippo) und „Sight singing with modal scales as a tool to improve intonation“ (Fabio Ferrucci). Fabio gab uns auch einen Überblick über seine Arbeit in Parma, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann! Er ist der Erfinder und alleinige Planer und Ausrichter der „Sentiámoci a Parma“ seit fast 10 Jahren – dazu unten mehr.

Der Tag endete dann im Schillergarten am Blauen Wunder in Dresden mit einem gemeinsamen Abendessen. Die Planung war perfekt: trockenen Fußes betraten wir den Raum, es goss während der Mahlzeit, und ohne Regen konnten wir den Heimweg antreten…

Am Samstag traf man sich in der Hochschule für Musik in den Räumlichkeiten der Abteilung Musiktheorie: helle, hohe Räume, hübsch renoviert und modern ausgestattet. Den Reigen der Vorträge eröffnete die „Grande Dame“ mindestens der FHG, Doris Geller, mit ihrem Vortrag: „Gehörbildung – wozu? Über Sinn und Zweck eines ungeliebten Faches“. In einer Tour d'Horizon nahm sie uns mit durch alle Aspekte des Unterrichtsfaches und seiner Inhalte. Wer wollte, sah darin eine Zusammenfassung dessen, was die traditionelle Gehörbildung ausmacht – wer wollte, konnte auch erkennen, wo in Zukunft noch unbeackerte Felder des Hörens ganz allgemein liegen. Deutlich wurde das dann kurz später, als es um das aktuelle Thema KI ging.

Zunächst stellten sich alle Lehrkräfte der HfM Dresden mit einem kleinen 20'-Ausschnitt zum Thema „Höranalyse“ vor:

  • Hören im Kontext für elementare und heterogene Unterrichtssituationen (Elke Reichel)
  • Mehr als nur eine schlechte Kopie? Zum Einsatz virtueller Instrumente im Höranalyseunterricht (Michael Jakumeit)
  • Höranalyse und Musik des 20. Jahrhunderts (Robert Rabenalt)
  • Zum Einsatz von Shared Docs in Höranalyse (Johannes Korndörfer)
  • Intermedialität in der Höranalyse (Henning Wölk)

Spannend war zu sehen, wie vielfältig sich die Fachgruppe in Dresden präsentiert – eine kurze Diskussionsrunde moderierte Chr. Klein.

Abschließend gab es zum Thema „Höranalyse“ noch vier Impulsreferate: - Was ist Höranalyse? (Lutz Felbick) - Höranalyse im KI-Zeitalter (Lukas Voith) - Qualifikationsvoraussetzungen für Transkriptionen (Viktor Filippo) - Interpretationskritik im Höranalyseunterricht (Doris Geller)

Lutz Felbick rief in seinem kurzen Statement den Begriff „Klangskizze“ wieder ins Bewusstsein, den vor vielen Jahren Irene Matz in Stuttgart geprägt hatte. Lukas Voith – dessen Beispiele einem fast Angst machen konnten – argumentierte, dass sog. „technische“ Gehörbildung zunehmend relevanter werde. Doris Geller führte aus, dass in diesem Zusammenhang Tempo, Rhythmus, Dynamik, Intonation, Klangbalance und Aufnahmetechnik zum Thema gemacht werden könne.

Zum Schluss gab es noch Organisatorisches zur FHG zu berichten: Elke Hofmann (Basel) hat im Laufe des Jahres 2023 ihr stellv. Sprecheramt zurück gegeben, weil sie sich beruflich umorientiert hat und nicht mehr an der Musikhochschule unterrichtet. Holger hat ihr im Namen des Sprecherteams, aber sicher auch aller Mitglieder der FHG, sehr herzlich für ihre Arbeit und ihre Initiativen gedankt! Um wieder breiter aufgestellt zu sein (und Christine zu entlasten), wurden per Akklamation sowohl Rebekka Albrecht als auch Michael Jakumeit als stellv. Sprecher gewählt. Wir vom bisherigen Team (Christine und Holger) heißen Euch herzlich willkommen!

Für 2025 war angeregt, das jährliche Treffen der FHG ein bisschen zu verlegen: nach Parma in der Emilia-Romagna zu den von Fabio so grandios veranstalteten Sentiámoci a Parma (9.–12. April 2025). Vielleicht planen wir am Fr/Sa (11./12. 4.) eine kurze Session, die dann auf Deutsch stattfinden kann. Alle Vorträge in Parma sind entweder auf Italienisch oder Englisch, während Fabio alle (!) simultan (!) in die jeweils andere Sprache übersetzt (!!). [Auskünfte zu Reisen per Bahn oder Hotels erteilt Holger].

2026 entfällt das FHG-Treffen, weil der zentrale GMth-Kongress mit dem Titel: „Das Wunder des Hörens“ in Halle/Saale stattfindet und damit unsere Inhalte zum ersten Mal zentrales Thema der GMTH werden!