Moßburger, Hubert (2003/05), »Editorial«, Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 1–2/1/1. https://doi.org/10.31751/480
veröffentlicht (Onlineausgabe) / first published (online edition): 01/01/2003
zuletzt geändert / last updated: 15/09/2009

Editorial

Diese Erstausgabe enthält sechs Hauptbeiträge aus unterschiedlichen Bereichen der Musiktheorie: Ludwig Holtmeier arbeitet die Geschichte der deutschen Musiktheorie im Nationalsozialismus in ihren Auswirkungen bis heute auf. Es folgen zwei analytische Beiträge: Während sich Thomas Müller in seinem Text mit Lutosławskis spezifischem Umgang mit der Reihentechnik auseinandersetzt, untersucht Tihomir Popovic stilistisch die »Zwei ›Wege‹ in Beethovens drittem Klavierkonzert«. In meinem Beitrag gehe ich dem Kriterium der Hörbarkeit in der Musik des 20. Jahrhunderts nach und leite daraus am Beispiel von Schönbergs Reihentechnik eine dieser Musik adäquate Methode für den Gehörbildungsunterricht ab. Sebastian Sprengers satztechnische Studie skizziert stilgeschichtlich und ästhetisch eine Typologie der kompositorischen Kontexte, in welche die von eigentümlicher Ambivalenz gekennzeichneten Parallelführungen Gustav Mahlers gestellt sind. Thomas Noll und Andreas Nestke widmen ihren Beitrag zur mathematischen Musiktheorie der Modellierung eines aktiven Erschließens von Tonbeziehungen. Den Beiträgen schließen sich Berichte über die ersten beiden Kongresse der GMTH (2001 in Dresden und 2002 in München) sowie über das 2003 in Obrigheim bei Mannheim veranstaltete Arbeitstreffen der neugegründeten Fachgemeinschaft Hörerziehung Gehörbildung (FHG) an.

Schließlich sei auf die von Ludwig Holtmeier initiierte und durchgeführte Umfrage zur Dresdner Einführung des Promotionsrechts für Musiktheorie verwiesen, zu der bereits einige Statements vorliegen (weitere Meinungen werden erbeten). Dieser Umfrage schließe ich eine neue an, an der sich zu beteiligen ich Sie herzlich einlade. Es geht um das eigentlich alltägliche Problem des Verhältnisses von Theorie und Praxis im Theorieunterricht. Wieviel satztechnische/analytische Kompetenz der ausübende Musiker benötigt und auf welche Weise dabei der Musiktheoretiker eine vermittelnde Brückenfunktion ausüben kann oder sollte, ist heute eine Frage von existentieller Bedeutung für die Musiktheorie-Lehrenden.

In der Hoffnung, daß Sie unsere Zeitschrift anspricht, vielleicht auch zur aktiven Anteilnahme motiviert, eröffne ich den ersten Jahrgang und grüße Sie herzlich

Hubert Moßburger

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