Von furioso zu risoluto
Betrachtungen zu den Manuskripten der Sonate 27. April 1945 von Karl Amadeus Hartmann
Benjamin Jermann
ABSTRACT: Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nahm der deutsche Komponist Karl Amadeus Hartmann (1905–1963) eine radikal antifaschistische Haltung ein. Während der 12 Jahre dauernden Diktatur konnte er nur wenige Werke zur Aufführung bringen und zog sich in die »innere Emigration« zurück. 1945 war er deshalb weitgehend unbekannt, galt aber bei den US-Besatzern als absolut nicht kompromittiert. Bis Kriegsende entfaltete Hartmann seine Musiksprache in der politischen Auseinandersetzung. In diesem Zusammenhang verwendete er gern Zitate und Widmungen, um auf politische, soziale und kulturelle Begebenheiten hinzuweisen. Die Klaviersonate 27. April 1945 bezieht sich mit der Datierung auf den Todesmarsch von Dachauer KZ-Häftlingen. Sie liegt in zwei Manuskripten vor. Drei bzw. (im Manuskript II) zwei Sätze nehmen Partisanen- und Arbeiterlieder auf. Im Bestreben, die Zitate in einen anderen ästhetischen Kontext zu integrieren, entsteht eine interessante Beziehung zwischen Original und Bearbeitung. In diesem Artikel sollen einige Aspekte von Hartmanns Umgang mit den Zitaten thematisiert werden. Dabei wird vor allem zu den Publikationen von Hanns-Werner Heister Bezug genommen. Im Fokus steht der Finalsatz von Manuskript II.
After the National Socialist Party had seized power, German composer Karl Amadeus Hartmann (1905–1963) took a radical antifascist stance. Only a few of his compositions were performed during the 12 years of the Third Reich, and Hartmann withdrew into “inner emigration”. The occupation forces considered Hartmann the most uncompromising of all German musicians. In his oeuvre, Hartmann made use of quotations and dedications to refer to political, social and cultural events. One notable piece is the piano sonata 27. April 1945 – referring to the death march of Dachau concentration camp prisoners on that day. Two manuscripts exist: Three (or two in manuscript II) movements quote partisans’ and workers’ songs. In an effort to integrate the quotations into a different aesthetic context, an interesting relationship between the original and the adaptation is created. In this paper, I will discuss some aspects of Hartmann’s handling of the quotations. Particular reference is made to the publications of Hanns-Werner Heister. This paper focusses on the final movement of manuscript II.
Zürcher Hochschule der Künste [Zurich University of the Arts]
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