Improvisation im Kontext oraler europäischer und außereuropäischer Kulturen
Lutz Felbick
In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Mediävistik die Meinung einiger Forscher durchgesetzt, den oralen Traditionen käme bei der Erforschung der frühmittelalterlichen Musikgeschichte ein hoher Stellenwert zu. Bei Berücksichtigung dieses Aspektes entsteht ein völlig anderes Geschichtsbild als bei einer ausschließlichen Betrachtung der in Noten überlieferten Musikproduktionen. Die Erforschung der nicht-schriftlichen Musik steht vor dem Problem, dass die diesbezügliche Quellenlage extrem dürftig ist. In vielen Fällen lässt sich diese Tradition entweder nur aus dem Kontext erschließen oder aus Hinweisen, die sich verstreut und eher zufällig in diversen Quellen finden. Das darf nicht zu dem Fehlschluss verleiten, Fantasien, Improvisationen und das schriftlose Musizieren seien ohne Bedeutung gewesen. Der Beitrag stellt diese Thematik in einem größeren Kontext dar und berücksichtigt auch außereuropäische Aspekte der oralen Traditionen.
In the last decades it was established among some researchers in the field of mediaeval studies that oral traditions seem to be of considerable significance to the research of early medieval music history. Consideration of this aspect leads to a completely different conception of history compared to a perspective limited exclusively to music production as it survives on the page. Yet research into non-written music is faced with the problem that relevant sources are extremely limited. In many cases this oral tradition can only become accessible by interpreting original contexts or through indications scattered rather haphazardly in various sources. This should not lead to the fallacy that fantasies, improvisations, and non-notated music making were without importance, however. This article presents this topic in a larger context and also considers non-European aspects of oral traditions.
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