»…das Überkommene aneignend und verarbeitend aufgenommen«
Dieter Schnebels Bagatellen für Klavier
Mario-Felix Vogt
Dieter Schnebels Bagatellen für Klavier (1984–85) sprengen die Aufführungskonventionen eines traditionellen Klavierabends, da sich der Interpret hier nicht nur als stiller Diener des Notentexts an der Tastatur betätigt, sondern seinem Klavierspiel stimmliche Aktionen (Summen, Schreien, Stöhnen) und szenische Aktionen (Aufstampfen mit dem Fuß, Stürzen von Gegenständen vom Flügel) hinzufügt. Dennoch finden sich in den sieben Klavierstücken auch zahlreiche Bezüge zu Werken der Vergangenheit, die Schnebel selbst betont, indem er die Bagatellen seiner Werkreihe Tradition zuordnet. Anhand der Bagatelle Nr. 1 mit dem Titel Ruhe soll gezeigt werden, auf welche Komponisten und Werke der Historie Bezug genommen wird und wie Schnebel diese Einflüsse kompositorisch verarbeitet.
Dieter Schnebel’s Bagatellen for piano (1984–85) go beyond the performance conventions of a traditional piano recital, as the interpreter not only acts as a silent servant of the musical text on the keyboard, but also adds vocal actions (humming, screaming, moaning) and scenic actions (stamping with the foot, throwing objects from the piano). Nevertheless, the seven piano pieces also contain numerous references to works from the past, which Schnebel himself emphasizes by assigning the Bagatelles to his series of works, Tradition. By analyzing Bagatelle No. 1 Ruhe, it should be shown which composers and works of history are referred to and how Schnebel compositionally processes these influences.
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