Typen der Melodiebildung in den Tanzsammlungen von Michael Praetorius und Johann Hermann Schein
Am Beispiel ausgewählter Couranten
Sonja Stojak
Im Vorwort zu Terpsichore (1612) schreibt Michael Praetorius, die Melodien und Arien dieser »Französischen Tänze« habe ein Tänzer und sehr guter Geiger aus Frankreich zusammengestellt. Zu einigen Tänzen ergänzte Praetorius Bass- und/oder Mittelstimmen, übernahm aber auch vollstimmige Tanzsätze oft unbekannter Autorschaft aus bereits existierenden Sammlungen. Im Gegensatz dazu komponierte Johann Hermann Schein in seiner Sammlung Banchetto musicale (1617) die Tanzmelodien selbst. Ausgehend von den analytischen Werkzeugen, mit denen Melodietypen solcher Sammlungen in jüngerer Zeit beschrieben wurden, wird gezeigt, welche Unterschiede sich in der Melodiebildung der beiden Sammlungen erkennen lassen. Mit einem Rekurs auf Hugo Riemann wird zudem ausgeführt, welche analogen melodischen Elemente paarig angeordnete Tänze aufweisen und welche rhythmischen und diastematischen Strategien dabei für Variation sorgen.
In the preface to Terpsichore (1612), Michael Praetorius writes that the melodies and arias of these »French dances« were compiled by a dancer and very good violinist from France. Praetorius added the bass and/or middle voices to several dances, but he also adopted fully voiced dance movements of often unknown authorship from already existing collections. In contrast, Johann Hermann Schein in his collection Banchetto musicale (1617) composed the dance melodies himself. Starting from the analytical tools with which melody types from such collections have been described in recent years, this article shows the differences in the melodic design of these two collections. Through reference to Hugo Riemann, analogous melodic elements in coupled dance movements and rhythmic and diastematic strategies used for variation are demonstrated.
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
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